Martha Krumpeck in der Galerie REINBERG
Spannender Abend rund ums Kleben, Kunst und Klima. Die Aktivistin Martha Krumpeck (Letzte Generation) stellte sich der Diskussion über Sinn oder Unsinn der Klimaproteste.
Wieder war die Galerie im Waldviertel (Eggern/NÖ) belagert, diesmal gab es eine Diskussionsrunde um den zentralen, ovalen Tisch: Ernst Stippl, Heidenreichsteiner Unternehmer („Bin eine One-Man-Show“) und Martha Krumpeck, Burgenländerin mit bäuerlichem Hintergrund („Bin dann aber eher zum Bücherwurm geworden“) trafen aufeinander. Herbert Starmühler, Herausgeber des Internet-Magazins www.energie-bau.com und Mitbesitzer der Galerie REINBERG, moderierte.
Es wurde ein ziemlich lebhaftes Gespräch auf fachlich hohem Niveau: Krumpeck verteidigte ihre Aktionen: „Wir wollen nicht beliebt sein, wir wollen, dass die Politik endlich handelt“. Längst sei der Klimanotstand wahr geworden, bei 43 Grad in Rom könne man nicht mehr auf die Straße gehen.
Die Letzte Generation sei eine lose Gemeinschaft von mehreren hundert Aktivist*innen aus den verschiedensten Kreisen – die letzte Generation, die den Klimawandel noch stoppen könne, sagte Martha Krumpeck.
Aber Regierungen wie jene von Karl Nehammer schubladisierten wichtige Klimavorschläge und – projekte.
Ganz anders die Meinung von Ernst Stippl, der das Ankleben auf Straßen für kontraproduktiv hält.
Mehr dazu in einem Beitrag auf www.energie-bau.com:
„Letzte Generation“ trifft im Waldviertel auf Kritiker – und Fans
Die „Klimakleberin“ Martha Krumpeck diskutierte im Waldviertler mit kritischen Bürger*innen – eine Konfrontation mit Worten statt mittels Superklebern.
Die „Letzte Generation“ ist im niederösterreichischen Nordwesten nicht sonderlich beliebt. „Das ist aber nichts Besonderes – wir werden nirgendwo gar so willkommen geheißen“ sagte Martha Krumpeck in der Galerie REINBERG (Reinberg Heidenreichstein/Eggern). Das sei auch nicht das Ziel der Klimakleberinnen, die sich in Österreich, aber auch in vielen anderen Staaten Europas, auf Straßen kleben, um Verkehrsstaus zu provozieren. Und Kunstwerke beschütten um Aufmerksamkeit zu bekommen.
Alls dreht sch um Beziehungen
„Kunst und Klima – diese Verbindung reizte uns“ erklärte Gastgeberin Christine Starmühler bei ihrer Begrüßung. Sie möchte die Galerie auch für Diskussionen öffnen, die sich um wichtige Themen der Zeit drehen. Und sie wies auf die Verbindung von Kunst, Kultur und Konfrontation hin: „Alles ist eine Frage der Beziehungen zueinander – und „Beziehungen.“ ist auch der Titel unserer laufenden Ausstellung der Werke von Daniela Frimpong-Mansoh“.
Keine gute Beziehung zu Autofahrern
Die Beziehung der Letzten Generation zu den Autofahrern ist keine gute. Man schimpft viel über die „unnötigen und gefährlichen Aktionen“ der Klimakleberinnen. „Wer ist eigentlich diese Letzte Generation“ fragte Moderator Herbert Starmühler (Galerie REINBERG)? „Wir sind die letzte Generation, die noch das Steuer gegen den Klimakollaps herumreissen kann“ erklärt die prominente Aktivistin Martha Krumpeck. Mehrere hundert Personen haben sich in Österreich angeschlossen, aus allen Bevölkerungskreisen, von Studentinnen bis zu den „Omas gegen Rechts“, von Hausmännern bis zu Forscherinnen.
Ernst Stippl gehört nicht dazu. Der Heidenreichsteiner Unternehmer war der Contraredner auf dem Podium, dem Ovalen Tisch in der Galerie REINBERG. Er kritisierte die negativen Folgen und die Ideenlosigkeit der Letzten Generation: „Warum verärgern Sie die Menschen, anstatt konstruktive Ideen vorzubringen? Warum stellen Sie sich nicht zu einer Kletterwand und fragen die Leute, ob sie nicht besser auf Dächern PV-Module montieren wollen – dort herrscht Fachkräftemangel?“
93 Vorschläge des Klimarates werden schubladisiert
Martha Krumpeck entgegnete, dass man die Botschaften einfach halten wolle und die vielen konstruktiven Vorschläge des Klimarates unterstütze. Der Klimarat ist eine zufällig gezogene Auswahl von Personen repräsentativer Gruppen Österreichs. Krumpeck: „Die 93 Vorschläge des Klimarates werden von Bundeskanzler Nehammer und der Regierung praktisch zur Gänze schubladisiert – es geschieht einfach nichts“. Deshalb klebe man sich auf Autobahnen, Hauptplätzen und befahrenen Straßen. Krumpeck: „Wir wollen nicht geliebt werden, wir wollen die Klimakatstrophe abwenden. Der Klimawandel hat schon mit voller Wucht eingesetzt. Es ist jetzt schon viel zu heiß geworden, wer kann in Rom bei 43 Grad noch auf die Straße gehen?“
Besser sei eine Bürger-Energiewende
Der aktivistische Ansatz zur Mobilisierung der Politik kam bei einigen der zahlreich erschienenen Zuhörerinnen und Diskutantinnen schlecht an. Wolfgang Löser, der Landwird aus Streitdorf, der sich selbst als „Klimarebell“ tituliert, fand, dass Forderungen an die Regierung völlig unnütz sei. Vielmehr sollten die Menschen eine Bürger-Energiewende herbeiführen.
„Danke für Ihr Kommen!“
Andere Wortmeldungen wiederum begrüßten ausdrücklich das Engagement der Klimaaktivist*innen der Letzten Generation. Besonders die Unmöglichkeit, rasch und unkompliziert Photovoltaikanlagen zu bauen, kam zur Sprache. Das staatliche Stromnetz der EVN in Niederösterreich sei beispielsweise nur mehr willens, kleinste PV-Anlagen bis ca. 4 Kilowatt-Peak Leistung, anzuschließen. Das sei völlig unzureichend für die Erreichung der selbstgesteckten Klimaziele.
Eine spannende Diskussion, die zwischen Pizza und Rotwein noch bis in die späte Nacht in der Galerie REINBERG in Eggern weitergeführt wurde. Und nach Auskunft der Organisatoren Fortsetzungen haben wird.
(hst)