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Florian Reese konnte in der Galerie REINBERG viele Insights berichten und stellte sich einer lebhaften Diskussion. © H. Starmühler

Malerei von Autodidakten. Kann das Kunst sein?

Ein hochinteressanter Abend in der Galerie REINBERG widmete sich dem Thema: „Autodidakten in der Kunst“. Zu Gast: Florian Reese, Mit-Gründer des Künstler-Ateliers Gugging und leitend in der Kunstplattform Atelier 10 in Wien. 

Jean-Michel Basquiat sagte von sich: „Ich bin nie auf eine Kunstschule gegangen, und ich bin in allen Kunstkursen in der Schule durchgefallen. Ich habe einfach genau hingeschaut – ich habe Kunst gelernt, indem ich sie betrachtet habe.“

Damit war er nicht unerfolgreich. Das teuerste jemals versteigerte Gemälde von Basquiat ist „Untitled“ (1982), das 2017 bei Sotheby’s für 110,5 Millionen US-Dollar verkauft wurde. Es war das höchste je erzielte Auktionsergebnis für ein Werk eines amerikanischen Künstlers und das erste nach 1980 geschaffene Werk, das die 100-Millionen-Dollar-Marke überschritt.

Wozu also in die Schule gehen? Was bringt der Besuch einer Kunstakademie? Millionen von Malerinnen und Bildhauern, von Fotografinnen und Performern sind Autodidakten, haben vielleicht aus therapeutischen Gründen mit künstlerischen Arbeiten begonnen. Was macht den Unterschied zwischen Autodidakten und akademisch gebildeten Künstler:innen?

In unserer DISKUSSION „Autodidakten in der Kunst“ haben wir Anfang Juli 2025 mit Florian Reese, dem künstlerischen Leiter und Kurator im Atelier 10 in Wien diskutiert.

Florian Reese war davor maßgeblich in die Entwicklung des Ateliers Gugging, nahe bei Wien, involviert. Kein Wunder, dass er von den innovativen Methoden der Gugginger und von den fast märchenhaften Erfolgen mancher Clienten berichten konnte.

Die Frage stellt sich – und eigentlich stellt sich auch wieder nicht: Wo verläuft die Trennung zwischen hochschulgeprägten Künstler:innen – und solchen, die Quereinsteiger sind. Die Kunstwelt spricht ja recht uneinheitlich von Outsider-Kunst, von Art brut, Autodidakten oder Ähnlichem.

Interessant ist, so Reese, dass gerade in Österreich die Frage „Bei wem haben Sie studiert“ (in der Akademie) so wichtig genommen wird. Vielleicht weil hier die Kunstkäufer:innen unsicherer sind als anderswo? Oder weil hierorts immer noch nur gilt, wer einen akademischen Titel vorzuweisen hat?

Zur Person unseres Gastes:

Florian Reese (* 1967, Singen | DE) studierte Kunsttherapie an der FH Nürtingen [DE], befasste sich aber nach einem einjährigen Praktikum im Gugginger Haus der Künstler [AT] 1992 ausschließlich mit rein künstlerisch ausgerichteten Projekten. Ab 1996 leitete er bei COOPERATIONS in Wiltz [LU] Kunstworkshops und kehrte 2000 bis 2011 nach Gugging zurück.

Dort startete er das Atelier Gugging und wurde später zum stellvertretenden Leiter der SHE Haus der Künstler. Zwischenzeitlich studierte er von 2008 bis 2011 am Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften, Akademie der bildenden Künste Wien [AT], wo er zur Entstehungsgeschichte des Gugginger Kunstprojektes, insbesondere zu Leo Navratil, forschte.

2011 nahm er schließlich den Auftrag zum Aufbau der Kunstplattform Atelier 10 für die Caritas in Wien an. Reese ist Autor zahlreicher kritischer Textbeiträge im Spannungsfeld der Art Brut bzw. Outsider Art.