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Armin Thurnher diskutierte mit dem Publikum und las zwischendurch Reden in Versform vor. © Herbert Starmühler

Armin Thurnher beklagte und lobte in Reinberg

Der Herausgeber der Wochenzeitung „Der Falter“ stellte in der Kunstgalerie REINBERG sein neuestes Buch vor und diskutierte über die aktuellen Strömungen in Politik und Gesellschaft.

Hausherrin Christine Starmühler konnte wieder ein volles Haus in der Galerie in Eggern begrüßen. Die Galerie veranstaltet in kurzen Abständen Kulturabende, wie eben auch jenen mit dem Wahl-Waldviertler Armin Thurnher.

 „Preis und Klage“ heißt sein brandneues Buch. Er präsentierte es im kühlen, weißen Galerieraum und las daraus vor. Was insofern eine besondere Note besitzt, als Thurnher nicht nur gerade den Österreichischen Staatspreis für Kulturpublizistik 2024 verliehen bekommen hat, sondern auch weil der Herausgeber und Chefredakteur der Wiener Wochenzeitschrift „Der Falter“ mittlerweile in Hexametern spricht.

Zumindest trägt er seit einigen Jahren Lobreden und Nachrufe in dieser Versform vor. Nicht immer, aber immer öfter.

Armin Thurnher diskutierte mit dem Publikum und las zwischendurch Reden in Versform vor. © Herbert Starmühler

In der Galerie REINBERG präsentierte der gebürtige Vorarlberger, der in New York und Wien Anglistik, Germanistik und Theaterwissenschaften studiert hat, einige seiner Elogen auf Prominente und weniger Bekannte – Reden eben, die Armin Thurnher in den vergangenen Jahren im sechshebigen Versmaß des Hexámeters verfasst und gehalten hat.

Dem teilweise von weither angereisten  Publikum hat das gut gefallen. Zwar formulierte es seine Fragen nicht im Hexameter, wie es Gastgeber und Moderator Herbert Starmühler scherzhaft angeregt hatte, doch über die österreichische Medienlandschaft, die übertriebene Lugner-Verehrung oder über die Demokratiegefahren, die von Social-Media-Plattformen wie Tiktok und „X“ ausgehen, wurde angeregt gesprochen.

Großes Interesse am Gast des Abends in der Galerie Reinberg. Das Publikum lauschte Armin Thurnher umgeben von den Werken des Franzosen Philippe H’erard. Die Ausstellung läuft noch bis 25.8.2024. © Herbert Starmühler

Gute Gespräche, gute Verpflegung

Starkoch René Zimmermann (Tiefenbach) sorgte dann mit seinen neuen „Waldviertler Tapas“ für ebensolche hochkarätige lukullische Vielfalt (z.B. Geräucherte Rinderbrust mit Essiggemüse, oder mit feiner Porchetta/Schweinerollbraten mit Quittensenf und Holunderkapern).

Maître René Zimmermann servierte seine „Waldviertler Tapas“ im Reinberger Kunststadel. © Herbert Starmühler

Wieder ein gelungener Abend, der noch lange dauerte, weil im Hof der Galerie der sehr laue Sommerabend zur Vertiefung der Gespräche geradezu zwang.

Lesen Sie hier, was Falter-Herausgeber Armin Thurnher in seiner Online-„Seuchenkolumne“ vom 19.8.2024 über die Veranstaltung geschrieben hat:

„Am Wochenende unterbrach ich kurz den Pflegedienst bei Muttern, um eine lang gegebene Zusage einzulösen. Ich fuhr zu Christine und Herbert Starmühler in deren Galerie Reinberg bei Heidenreichstein, um zu lesen. Herbert ist nicht nur Kollege, Journalist und Verleger, sondern auch begabter Fotograf, was mir nicht bewusst war. Sie haben dort in der Einschicht ein ordentliches Waldviertler Bauernhaus gekauft, vielmehr ein unordentliches, und es sehr ordentlich als Wohnhaus und Galerie hergerichtet. Mit im Team ist auch Christa Temper, die Gründerin der Gratiszeitschrift Waldviertler, die sie später an die RMA verkaufte.

Wird überhaupt jemand erscheinen, fragte ich mich, als ich mich durch die Blockheide von Linzer Bahnhof kommend über eine umständliche Umleitung anpirschte. Da der Zug Verspätung hatte, wie leider in jüngster Zeit üblich, traf ich erst kurz vor Beginn der Veranstaltung ein. Es parkten Autos in der Wiese! Der Saal war voll! Ich hatte keine Zeit mehr, die Bilder an den Wänden zu betrachten (sie hätten es sicher gelohnt), konnte mich gerade noch umziehen, und schon saß ich vor den Leuten – man ist zwar kein Profi, aber unter solchen Umständen fühlt man sich gleich als solcher.

Ich freue mich immer, wenn ich aus meinen Preis- und Klageliedernvorlesen darf. Mir ist längst nicht mehr mulmig, wenn ich daran denke, wie die Hexameter wohl aufgenommen werden. Da ich sie parlando vortrage, merke ich, dass das Publikum ihnen folgt (es lacht an den richtigen Stellen). Wenn ich erkläre, dass ich den Sechsfuß nicht im strengen Sinne gebrauche, auch die Elegien nicht in Distichen verfasse (fast nicht, mit ein, zwei Ausnahmen), und auch noch erkläre, was Distichen sind, dann tritt Entspannung ein.“ (Armin Thurnher in seiner Online-„Seuchenkolumne“ vom 19.8.2024)

Wer sich noch nicht angemeldet hat: Hier geht es zur täglichen, sehr lesenswerten > Seuchenkolumne (übrigens: Das Virus ist gerade wieder recht umtriebig):

Die nächste Veranstaltung in der Galerie REINBERG:  Finissage der schönen Ausstellung „Bonjour Paris“ am Sonntag, 25. August 2024 um 16:00 Uhr.