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Art-Dinner in der Galerie REINBERG: Speisen nach den Farben der Kunstwerke. © Herbert Starmühler

Ein Fabelwesen als Vorspeise

Zum zweiten Mal lud die Galerie REINBERG zum exklusiven Art-Dinner. Spitzenkoch René Zimmermann aus Tiefenbach im nördlichsten Waldviertel unterhielt die Gäste mit Geschmackserlebnissen der dritten Art.

Es sind nicht allein die feinen Speisen, die ja an sich schon Kunstwerke darstellen, sondern es ist auch die Kombination derselben mit den Gemälden an den Wänden.

Monika Ziegler, Journalistin des deutschen Kunstmagazins „kultur-vision“, war beim Art-Dinner dabei und hat den Abend wunderbar beschrieben. Lesen Sie hier Auszüge aus dem Artikel.

Art-Dinner im Waldviertel

Es gibt Candlelight-Dinner und Krimi-Dinner. Und es gibt ein Art-Dinner, bereitet von einem Gourmetkoch in einer Galerie inmitten von Kunst. Das Ganze in der Diaspora. Und am Ende verrät der Koch, welche Bilder zu welchem Gang gehören.

Die Galerie REINBERG im nördlichen Waldviertel ist ein verstecktes Kleinod. Weit abgelegen von städtischem Leben, inmitten von Feldern, Teichen und Wäldern liegt der Bauernhof, den Christine und Herbert Starmühler zu einer exklusiven Galerie umgebaut haben.

Das Wiener Ehepaar gründete die Galerie vor einem Jahr und zeigt in wechselnden Präsentationen zeitgenössische Kunst, Malerei, Skulpturen und Fotografie. Dabei wählen sie die Künstlerinnen und Künstler sehr sorgfältig aus. Neben arrivierten, auch internationalen Kunstschaffenden geben sie auch jungen aufstrebenden Künstlerinnen und Künstlern die Chance der Präsentation.

Daneben bereichern sie das Galerieleben durch unterschiedliche Veranstaltungen, Vorträge, Podiumsdiskussionen, Pantomime und vieles mehr. Jetzt überraschten Christine und Herbert Starmühler mit etwas Ausgefallenem: Sie luden René Zimmermann ein, ein Art-Dinner passend zur aktuellen Ausstellung zu kochen.

Der junge Koch wohnt im benachbarten Tiefenbach, hat aber kein Sternerestaurant, sondern gibt sein Wissen in Kochkursen weiter. Er befasst sich mit regenerativem Farm-to-Fork und setzt diese Philosophie auf seinem über 100 Jahre alten Bauernhof um. Er beantwortet die Frage, wie man Körper und Umwelt genussvoll regenerieren kann und arbeitet ausschließlich mit regionalen, biologisch erzeugten Lebensmitteln.

Für das Art-Dinner im festlich gedeckten Galerieraum gab es zunächst als Appetizer wunderbar frisches Brot mit Blumenbutter. Dazu trank man noch den Rest des Champagners, den es zur Begrüßung gegeben hatte.

Zu den folgenden vier Gängen wurde jeweils passender Wein aus Biowinzereien zumeist aus Frankreich gereicht. Wer den heimischen Grünen Veltliner gewohnt ist, musste sich an die neuen Geschmacksnoten erst einmal gewöhnen. Die kalte Suppe hatte zarte grün-weiße Einlagen.

Sie entpuppten sich als hauchdünne Kohlrabischeiben, gefüllt mit Gurkenstückchen, mit Boretsch und Minze gewürzt, sehr fein. Wie René Zimmermann am Ende preisgab, habe er sich dabei von den Bildern des Pariser Malers Éric Ruelland inspirieren lassen. Seine abstrakten Landschaften bestechen durch ihre feine pastellige Farbigkeit.

Ganz anders die „Fabelwesen“ von Monika Andergassen. Die österreichische Künstlerin arbeitet bevorzugt in den Schwarz-Weiß-Abstufungen und erzeugt gerissene, aufgelockerte Strukturen, in denen der Betrachter unschwer Fabelwesen entdecken kann.


Diese Bilder haben den Koch zur Vorspeise animiert, bei der auf dunklem Untergrund aus Kalbsbries, Haferwurzel, Grammel, Blumenkohlcreme und Basilikum kleine weiße Blumenkohlröschen thronten, sehr delikat.

Der Hauptgang, begleitet von einem schwerem französischen Rotwein, bestand aus auf den Punkt gegartem Reh, dunkelrot, ergänzt durch ein pikantes Selleriepüree, das Ganze auf roter Bete drapiert.

Dies üppige Farbigkeit habe er den Fotografien von Stamuli abgeschaut, erklärte René Zimmermann. Der Galerist, der unter diesem Künstlernamen fotografiert, zeigt Bilder von Paris, die wie abstarkte Gemälde wirken. Wieder sind es Hausfassaden oder Plakatwände, die er entdeckt, an denen achtlos vorübergegangen wird und die Zeugnis ablegen von menschlichem Tun.

Der Mensch steht auch im Mittelpunkt des Werkes von Philippe Hérard. Bekannt wurde der französische Maler durch Street-Art und durch seine absurden, witzigen und tiefgründigen Bilder, in denen er selbst immer wieder auftaucht, in den verrücktesten Situationen.

Diese Bilder würden zur Nachspeise korrespondieren, sagt der Koch und serviert üppige Kuchen mit feiner Sahne-Fruchtfüllung.

Eine nachahmenswerte Idee ist das, ein Art-Dinner, das einen ganz anderen Zugang zu Kunst zulässt und alle Sinne betört.

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Vielen Dank Monika Ziegler für diese wunderbare Beschreibung unseres Art-Dinners mit René Zimmermann! Hier geht es zum Magazin „kultur-vision“.